Interessant fand ich beim Lesen des Barmer-Arzneimittelreports 2011, dass die GKV-Daten Verordnungsverläufe für einzelne Personen nachzeichnen können (14), und dass dazu Daten zweier Krankenkassen zusammengeführt werden konnten (24), wobei es sich um Daten zu Arzneimittelverordnungen und um Diagnosedaten niedergelassener Ärzte, also um Leistungsdaten zur Begründung der Abrechnung handelte (24).
Diese Daten machten dann personenbezogene Auswertungen und die Darstellung von Behandlungsabläufen möglich (wegen der Pseudonymisierung aber ohne Personenidentifizierung) (25).
Daher frage ich mich, wieso keine Aussage darüber getroffen werden konnte, mit welcher Indikation Benzodiazepine verordnet wurden, und warum anhand der Daten nicht nachvollzogen werden konnte, welche weiteren Komorbiditäten vorlagen, insbesondere eigenständige Angsterkrankungen, andere schwere psychische Störungen oder weitere Abhängigkeitserkrankungen (70).
Außerdem frage ich mich, weshalb ein Demenzpatient ca. sechsmal häufiger Neuroleptika jedweder Art als ein Patient ohne Demenzdiagnose erhielt (80), und warum mit Zunahme des Alters und mit zunehmender Schwere der Pflegebedürftigkeit der Anteil an Versicherten mit mindestens einer Verordnung eines Neuroleptikums im Untersuchungsjahr zunimmt (83). Mir leuchtet sofort ein, dass ein Zusammenhang zwischen Betreuungsintensität und Verordnungshäufigkeit besteht (88).
Gibt es vielleicht auch einen Zusammenhang zwischen der Schwere der Pflegebedürftigkeit und der Prävalenz von Wahnsymptomen (22,0 %; 30-50%; bis zu 73%; 82%) bei Demenzerkrankungen?
Wäre interessant, diese Frage mal zu klären.
Mittwoch, 15. Juni 2011
Daten, Drogen, Demenz
Geschrieben von Dr. med. Ewald Proll
in Psychiatrie
um
22:35
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Tags für diesen Artikel: antipsychotika, benzodiazepine, datenschutz, demenz, medikamente, psychiatrie
Donnerstag, 24. September 2009
Langzeitgebrauch von Benzodiazepinen
Wuppernetz Psychiatrie | Wuppertal
Benzodiazepine sind im psychiatrischen und hausärztlichen Kontext unverzichtbare Medikamente. Bei der Diskussion um mögliche Abhängigkeits-Entwicklungen wird oftmals das Problem der Nebenwirkungen durch die Langzeiteinnahme vergessen. In Phase 1 dieser Entwicklung stehen relative Entzugserscheinungen im Vordergrund, da durch die Gewöhnungsentwicklung die Betroffenen unterdosiert sind – häufig als Verschlechterung der Grunderkrankung falsch verstanden. In der Phase zwei dominiert die Trias aus körperlicher Adynamie, kognitiv-mnestischen Einbußen und affektiver Indifferenz – was gerade bei älteren Menschen als „Folge des Alters“ fehlinterpretiert wird. In dem Vortrag werden neben diesen Aspekten die Motivationsförderung bei den Betroffenen für den Entzug und die Entzugsbehandlung besprochen.
28.10.2009 um 18:15 in den Räumen der Institutsambulanz, Friedrich-Engels-Allee 165, 42285 Wuppertal
Referent: Dr. Rüdiger Holzbach, LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein
CME-Punkte sind beantragt.
Kostenbeitrag: 10,- €
Programm und Anmeldung als Download
Info: info@wuppernetz-psychiatrie.de
Geschrieben von Dr. med. Ewald Proll
in Psychiatrie
um
11:08
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