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Die Gesundheitsreform aus psychologischer Sicht

Ein Killer für das Verhältnis von Arzt zu Patient.

Die Gesundheitsreform mag ihre finanziellen Ziele erreichen, aber für das Verhältnis zwischen Arzt und Patient hat sie fatale Folgen, wie eine Studie des Marktforschungsinstitutes ifm Wirkungen + Strategien aus Köln zeigt. Das Ergebnis der ausführlichen Befragung von mehr als 60 Ärzten und Patienten mit so genannten Tiefeninterviews bietet wenig Anlass zu Optimismus.

Eine unmittelbare Folge der Reform ist, dass die Patienten ihrem Arzt mit großem Misstrauen begegnen. Die grundsätzliche Frage, die sich den Patienten bei jedem Arztbesuch neu stellt, ist, ob der Mediziner eher als staatlicher Sparkommissar einzuschätzen ist oder als freier Unternehmer, der möglichst viele "Gesundheitsdienstleistungen" verkaufen will. Der Arzt befindet sich in einer Zwickmühle: Verschreibt er zu wenig Medikamente, wird er der Unterversorgung verdächtigt, verschreibt er zu viel, wird ihm eine unnötige Dramatisierung des Falls unterstellt.


Das Fazit des Wissenschaftlers:
Die Reform hat sich um die konfliktträchtige Bestimmung eines allgemeines Maßes für den Umgang mit Erkrankungen gedrückt und sich in die Reglementierung von Einzelheiten geflüchtet. Die Folge ist eine tiefgreifende Verunsicherung von Ärzten und Patienten.

Presseportal 23.6.2004

Die Langfassung der Studie finden Sie auf der Website des ifm

Neuroleptika, Prolaktin und Osteoporose

Das gehäufte Auftreten von Osteoporose bei schizophren Erkrankten könnte auf die Erhöhung des Serum-Prolaktinspiegels durch einige Neuroleptika zurückzuführen sein. In Großbritannien wurde dazu eine Untersuchung veröffentlicht.

Bei 55 Patienten, die seit mehr als 10 Jahren Medikamente mit Prolaktin-erhöhender Wirkung erhalten hatten, wurde die Knochendichte gemessen. Gleichzeitig wurden der Prolaktinspiegel und die Geschlechtshormone bestimmt. Mit dem Alter zunehmende Minderungen der Knochendichte fanden sich bei 17 (57%) der männlichen und bei 8 (32%) der weiblichen Patienten. Höhere Dosierungen der Medikamente waren mit höheren Prolaktinspiegeln und mit geringerer Knochendichte verbunden, bei Männern verringerte sich der Testosteronspiegel mit steigender Medikamentendosis. Die Autoren folgern daraus, daß schizophren Erkrankte, die langfristig Prolaktin-erhöhende Medikamente nehmen, ein erhöhtes Osteoporose-Risiko haben.

Meaney AM, et al: Effects of long-term prolactin-raising antipsychotic medication on bone mineral density in patients with schizophrenia.
Br J Psychiatry. 2004 Jun;184(6):503-508
Abstract

Optimierung der individuellen antidepressiven Therapie

Die Depression ist weltweit eine der häufigsten und schwerwiegensten Erkrankungen. Sie wird dennoch oft nicht adäquat behandelt. Zurzeit ist nicht vorhersehbar, auf welches Antidepressivum der Patient ansprechen wird. Wichtig erscheint die Therapieoptimierung, beispielsweise durch die Bestimmung des Plasmaspiegels und eine daraus abgeleitete Anpassung der Dosis, adäquate Berücksichtigung von Risikofaktoren sowie die rechtzeitige Verordnung wissenschaftlich belegter Augmentationsstrategien.
"Optimierung der individuellen antidepressiven Therapie" vollständig lesen

Atypische Neuroleptika in Schwangerschaft und Stillzeit

Eine italienische Übersichtsarbeit untersucht die seit 1993 verfügbare Literatur zur Frage, ob atypische Neuroleptika in Schwangerschaft und Stillzeit sicher sind. Teilweise liegen noch keine verlässlichen Daten vor.

Olanzapin und Clozapin erhöhen offensichtlich während der Schwangerschaft das Risiko von Mißbildungen nicht.

Dem gegenüber ist das Wissen über Quetiapin, Risperidon, Aripiprazol und Ziprasidon begrenzt.

Unerwünschte, ernste Auswirkungen auf Mutter und Kind sind bei der Anwendung von Atypika nicht auszuschließen. In mehreren Studien wird angenommen, dass die Anwendung von Atypika während der Schwangerschaft ein erhöhtes Diabetesrisiko mit sich bringt.

Langzeitwirkungen auf die neuronale Entwicklung Neugeborener nach Medikamenteneinwirkung über Plazenta und Muttermilch sind lediglich in sporadischen Fallberichten dokumentiert.

Die möglichen Auswirkungen einer unbehandelten psychotischen Episode können schwerwiegend sein, Suzidversuche der Mutter und/oder Kindstod können die Folge sein. Daher müssen die Risiken der Medikamenteneinnahme für das Ungeborene und das Neugeborene gegen die Risiken für Mutter und Kind, bei unbehandelter Erkrankung, abgewogen werden.

Letztlich haben Atypika gegenüber typischen Neuroleptika keinen eindeutigen Sicherheitsvorteil während Schwangerschaft und Stillzeit.

Die Autoren empfehlen, drei Gesichtspunkte zu berücksichtigen:

1. Nutzen und Risiken für das Kind sollten bei Medikamenteneinnahme während Schwangerschaft und Stillzeit sorgfältig abgewogen werden.

2. Der Schweregrad der mütterlichen Erkrankung soll berücksichtigt werden

3. Es sollten Medikamente mit ausgewogenem Verhältnis zwischen Nutzen und Risiken ausgewählt werden.

Gentile S.: Klinischer Gebrauch atypischer Neuroleptika in Schwangerschaft und Stillzeit. Ann Pharmacother. 2004 May 18