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Wahnsinnswoche 2024:29

In dieser Woche 157 Patientenkontakte und 10 Terminausfälle.

Sie erreichen mich telefonisch am Montag und am Donnerstag zwischen 14:30 und 15 Uhr. Da ich keine Psychotherapie anbiete und in den nächsten 12-16 Wochen ausgebucht bin, bitte ich von Terminanfragen abzusehen.

Beachten Sie bitte, dass ich meine Praxis zum 31.12.2024 schließe. Ab Januar 2025 wird Herr Navid Ghiasi in 42275 Wuppertal als Ihr Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Wegen Datenschutzbedenken und technischer Unzulänglichkeiten arbeite ich nicht mit elektronischer AU, elektronischem Rezept oder elektronischer Patientenakte.

Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat in Karlsruhe über die zwangsweise medizinische Be­handlung von rechtlich betreuten Menschen verhandelt. Es geht um die Frage, ob die Betroffenen unbedingt im Krankenhaus behandelt werden müssen oder ob das auch in ihrer Wohneinrichtung möglich sein soll. Bei der Verhandlung wurde deutlich, dass das Gericht vor einer schwierigen Entscheidung steht.

Zwangsbehandlung von Betreuten in Klinik beschäftigt Bundesverfassungsgericht. Ärzteblatt 16.7.2024


We found evidence that schizophrenia and ADHD causally contribute to poverty, while poverty contributes to major depressive disorder and schizophrenia but decreases the risk of anorexia nervosa. Poverty may also contribute to ADHD.

Investigating the impact of poverty on mental illness in the UK Biobank using Mendelian randomization. Nature Human Behaviour 10.7.2024


"Die Hardware ist zum Teil veraltet, die Verschlüsselungssysteme sind nicht wirklich auf die Nutzung von künstlicher Intelligenz ausgerichtet“, so Lauterbach gestern. „Da haben wir die Digitalagentur aus der Gematik errichtet und mit wesentlichen zusätzlichen Rechten ausgestattet.“

„Interessenkonflikt“ und Kosten: Kritik am Digitalagenturgesetz. Apotheke adhoc 18.7.2024


Individuals with high levels of narcissism self-reported greater levels of non-adherence to NPI, COVID disregard, COVID stress, anti-vaccination attitudes, and psychological entitlement.

What is COVID-19 anyway? Narcissism and pandemic attitudes and behaviours. Personality and Individual Differences Volume 217, February 2024, 112429


Soulfood: Public Service Broadcasting - Electra

Die ganze Playlist: Soulfood@youtube

Wahnsinnswoche 2023:46

In dieser Woche 161 Patientenkontakte und 9 Terminausfälle.

Sie erreichen mich telefonisch am Montag und am Donnerstag zwischen 14:30 und 15 Uhr. Da ich keine Psychotherapie anbiete und in den nächsten 12-16 Wochen ausgebucht bin, bitte ich von Terminanfragen abzusehen.

Nur wenn Sie in Wuppertal wohnen, können Sie in dringenden Notfällen derzeit noch ohne Terminvereinbarung in die offene Sprechstunde kommen - bei anhaltender Überlastung behalte ich mir aber vor, diesen Service einzuschränken.


Seit geraumer Zeit habe ich Probleme mit .gmail. Ich kann zwar Mails empfangen, aber meine Antworten werden von google zurückgewiesen - angeblich weil die Authentifizierung fehlschlägt. Scheint ein Problem mit der Konfiguration des Mailservers bei meinem Provider zu sein; Lösung ist derzeit nicht in Sicht.


Traditionally, psychiatric disorders such as depression have been diagnosed based on symptoms according to subjective assessments. The identification of biomarkers to aid in diagnosis and treatment selection would greatly advance treatments.

Brain Scans as Mental Health Clues. neuroscience news 10.11.2023


Mit dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz… ist das Ziel verbunden, Gesundheitsdaten… leichter und schneller nutzbar zu machen.

Das will die Bundesregierung: Eine faktische Zwangs-Patientenakte (ePA) und die Freigabe der Gesundheits- und Behandlungsdaten „für die Forschung“ und die Krankenkassen ohne vorherige Einwilligung der Betroffenen. patientenrechte-datenschutz.de 10.11.2023


There were no statistically significant differences for cariprazine 1.5 or 3 mg/d as adjunctive treatment for patients with major depressive disorder versus placebo on the primary or secondary outcomes.

Cariprazine for the Adjunctive Treatment of Major Depressive Disorder in Patients With Inadequate Response to Antidepressant Therapy: Results of a Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Study. J Clin Psychiatry. 2023 Aug 16;84(5):22m14643


Toxic positivity refers to an intense or enduring pressure to be happy, often through maintaining a positive outlook, no matter how difficult or troubling the circumstances.

Toxic Positivity: Definition, Examples And What To Say Instead. Forbes Health 30.10.2023


Lonely individuals may blur the boundary between real friends and beloved fictional characters, experiencing a more similar neural response when thinking about both, compared to their less lonely counterparts.

Loneliness blurs brain’s line between real friends and fictional characters, study finds. psypost 10.11.2023


Despite progress in understanding the biological basis of psychiatric disease and efforts to diminish stigma associated with mental illness, a negative bias against psychiatry may persist in the medical community.

High-Impact Medical Journals Reflect Negative Sentiment Toward Psychiatry. NEJM 9.11.2023 (pdf)


Einerseits:

Recent studies indicate that regular marijuana use may increase the risk of heart failure, stroke, and heart attack.

Cannabis Use Linked to Heightened Heart Risk. neuroscience news 8.11.2023

Andererseits:

Regular cannabis users may have a heightened ability to understand others’ emotions.

Cannabis Use Linked to Enhanced Empathy. neuroscience news 8.11.2023

Kausalität oder Korrelation?


Sollen psychisch kranke Menschen per Gesetz ("ambulante Behandlungsweisung") zu einer Behandlung gezwungen werden können?

Helfen oder Kosten sparen? Kontext Wochenzeitung 8.11.2023


Hallo Herr Aiwanger, erinnern Sie sich noch?

For years I've watched college kids latch on to one cause after another. Later, they grow up and rethink some of those causes.
This is different: Many are making a decision to become vicious antisemites, as if this is something you can later dismiss as youthful enthusiasm. /1 https://t.co/oB1i5BAsZR

— Tom Nichols (@RadioFreeTom) November 10, 2023

Soulfood: The Chemical Brothers - Live Again ft. Halo Maud

Die ganze Playlist: Soulfood@youtube

Wahnsinnswoche 2017:45

In dieser Woche 127 Patientenkontakte und 10 Terminausfälle.


Eine sechsmonatige tiefe Hirnstimulation der Area subcallosa (Gyrus cinguli) hat bei Patienten mit therapieresistenter Depression nicht besser abgeschnitten als eine Schein-Stimulation. Signifikante Unterschiede wurden erst nach frühestens einem Jahr beobachtet. [via - paywall]


Ein Kollege hat auf seiner Seite die Rezeptorbindungsprofile der Neuroleptika übersichtlich dargestellt.


Am 21.11.2017 zeigt das Medienprojekt Wuppertal um 19:00 Uhr im Rex Filmtheater in Wuppertal (Kipdorf 29) die Premiere der Dokumentation "Wenn die Seele erschüttert ist" über die Folgen von Psychotraumata. Der Eintritt in die Veranstaltung kostet 5,- EUR (SchülerInnen und StudentInnen frei).


Mir wird schon nichts passieren – ich bin doch fit! - Und wenn doch? Der Infotreff psychische Erkrankungen informiert über Vorsorgevollmacht - Betreuungsverfügung - Rechtliche Betreuung (Bergische VHS, Mittwoch 15.11.2017, 18:00-19:30)


Conventional Western-style medications are more effective for illnesses like schizophrenia than herbal extracts.

Wahnsinnswoche 2017:14

In dieser Woche 122 Patientenkontakte und 9 Terminausfälle.


Mediziner erforschen an der Leipziger Uniklinik, wie Internet und Smartphones Depressiven helfen können.


Telematikinfrastruktur: nach den gesetzlichen Vorgaben sind die Krankenkassen verpflichtet, die Kosten für die Erstausstattung der Praxen und den laufenden Betrieb in voller Höhe zu übernehmen. Sie weigern sich aber, sodass (schon wieder) ein Schiedsverfahren eröffnet werden musste. Nach wie vor wird aber damit gedroht, Ärzten spätestens ab Mitte 2018 das Honorar zu kürzen, wenn sie telematisch-infrastrukturell nicht mitmachen.

Übrigens: Das Gesetz (pdf) schreibt den Beginn des sogenannten "Online Rollout" der Telematikinfrastruktur ab dem 1. Juli 2016 vor...


Da wir gerade beim Thema sind: Zwei Klagen gegen das eGK/TI-System zeigen Teilerfolge vor den Sozial- und Landessozialgerichten. Einem der Kläger wurden Ersatznachweise bis zum Zeitpunkt der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zugesprochen.


Kampagnen zur Entstigmatisierung sollten die Bevölkerung realistisch über das geringe Gefahrenpotenzial von Menschen mit psychischen Erkrankungen aufklären.


Zwangsbehandlungen sind immer eine erhebliche Belastung für Patienten, Ärzte und Pflegepersonal. Vorher sollen immer "zumutbare" Behandlungsangebote gemacht werden - es ist aber unklar, was zumutbar erscheint, und wie oft solche Angebote gemacht werden müssen.

Der Versuch, die Patienten zur Einnahme von Medikamente zu bewegen (Überzeugungsversuch), wird mit großem Abstand als wenig hilfreich erlebt. Auf der Negativskala folgen: Sedierung anbieten und Grenzen setzen. Als besonders hilfreich werden erlebt: Bewegungsmöglichkeiten anbieten, auf Erleben und Ängste eingehen, Bedürfnisse berücksichtigen.

In erster Linie sind strukturelle Umstände (unruhige Atmosphäre, mangelnde Zeit der Ärzte und Pflegekräfte) für das Scheitern milderer Maßnahmen verantwortlich (die am seltensten erfahrenen Maßnahmen waren: Zeit lassen, Gespräch mit Betroffenenfürsprecher und 1:1-Betreuung).

Interessanterweise schätzen die befragten Patienten den Einfluss ihres eigenen Verhaltens erst dann höher ein, wenn sie mehr mildere Maßnahmen erlebt hatten. Ansonsten fanden sie ihren eigenen Zustand weniger relevant, während Psychiater insbesondere aggressives, agitiertes und wahnhaft-paranoides Verhalten als Hauptursache für das Scheitern milderer Maßnahmen verantwortlich machen.

Heumann K et al: Bitte macht (irgend)was! Eine bundesweite Online-Befragung Psychiatrieerfahrener zum Einsatz milderer Maßnahmen zur Vermeidung von Zwangsmaßnahmen. Psychiat Prax 2017; 44(02): 85-92


Apropos Überzeugungsversuch: damit habe ich es natürlich auch in der Praxis täglich zu tun. Allerdings fast ausschließlich ohne Zwang. Mit gefühlt 99% der Leute, die hierher kommen, komme ich zu einer partizipativen Entscheidungsfindung (neudeutsch: Shared Decision (pdf)). Probleme gibt's immer wieder bei wahnhaftem Erleben, weil meine Behandlungsvorschläge in der Regel nicht mit dem Selbstverständnis der Betreffenden vereinbar sind. In manchen Fällen muss ich dann sehr direktiv werden, was gelegentlich auch zu Unterbringungen führen kann. Meistens lässt sich aber ein Kompromiss aushandeln. Wenn sich denn die Zeit dafür findet (dieses Strukturproblem habe ich in der Praxis nämlich auch).

Wahnsinnswoche 2017:12

In dieser Woche 154 Patientenkontakte und 10 Terminausfälle.


Fnord des Monats: Krankenkassen wehren sich gegen Kosten von Cannabis auf Rezept, weil der Nachweis der Wirksamkeit fehlt - sie übernehmen aber in anderen Fällen Behandlungs- und Arzneikosten auch ohne konkreten Wirksamkeitsbeweis. WTF? Kontext: [1] [2]


Reichsbürger-Sprech gefährdet Fahrerlaubnis wegen Verdacht der psychischen Störung.


Wie lebt man mit Depressionen? (In dem ansonsten ganz lesenswerten Artikel werden Psychophamarka etwas einseitig und vorurteilsbeladen dargestellt, also bitte kritisch prüfen. Tiefe Hirnstimulation wird nicht erwähnt.)


Der Bundesverband Gesundheits-IT betrachtet die Digitalisierung der medizinischen Versorgung als ausgeprochen attraktiven "wirtschaftlichen Treiber", bei einem weltweiten Marktvolumen von mehr als 200 Milliarden Dollar im Jahr 2020. Schon 2017 wird ein Umsatz von fast 400 Millionen Euro erwartet - ein enormes Potenzial, von dem Investoren profitieren wollen. Um den entsprechenden Profit zu erzielen, hätte man gern staatlichen Schutz für fairen, konsequenten, interoperablen Wettbewerb, den es visionär zu schützen gelte. Vorrangig möchte man alle Behandlungsdaten in elektronischen Patientenakten speichern (die man dann mit Big Data weiterverwerten könnte). Da soll also die Kohle aus Ihren Kassenbeiträgen hin...


Nach Auffassung der AOK haben Hausärzte zu wenig Zeit, um in ihrer Freizeit auch noch Fachliteratur (pdf) zu lesen.


Amerikaner konsumieren mehr als 99 Prozent der weltweiten Opiatbestände (hier: Codein). Das erklärt manches...


ADHS ist keine Castingshow.


Eine hochbetagte Dame hatte ihre Kinder (die müssen jetzt auch schon an die siebzig sein) bevollmächtigt, damit sie sich um sie kümmern sollten. Jetzt sieht es so aus, als hätte eines der Kinder sie um eine Viertelmillion erleichtert, worauf das andere Kind einen Anwalt und dieser das Amtsgericht eingeschaltet hat. Die Dame empfing mich mit angstverzerrtem Gesicht und bat darum, in Ruhe gelassen zu werden. Die mögliche Untreue eines ihrer Kinder verwirrte sie vollständig und so sehr, dass sie am Ende nicht einmal wusste, wer ihre Kinder überhaupt waren - das seien doch Onkel und Tante, und die hätten gesagt, sie solle auf keinen Fall mit mir sprechen. Sie selbst wähnte sich in der Pubertät, und sie reagierte ungehalten, als ich etwas ungläubig nachfragte. Außerdem vergaß sie innerhalb von Minuten, wer ich nun wieder war, und was ich von ihr wollte. Letzten Endes empfahl ich die Einrichtung einer rechtlichen Betreuung in der Hoffnung, dadurch etwas Licht in die Sache bringen lassen zu können.

Sparen an der Menschenwürde?

Die Ökonomisierung aller Lebensbereiche als deutsche Leitkultur? Ökonomisches Kalkül statt Solidarität und Menschlichkeit? Umbau oder Abbau des Sozialstaates?

Aus einer Sendung des WDR vom 15.2.2005:

1992 wurde das Vormundschaftsrecht durch das Betreuungsrecht ersetzt, das die Selbständigkeit der Person in den Mittelpunkt und ihr den Betreuer zur Seite stellt. Vollständige Entmündigung und anonyme Verwahrung sind seitdem für mehr als eine Million Menschen in Deutschland Vergangenheit.

Dummerweise sind die Finanzen knapp, und es droht ein Rückschritt in längst vergessene Zeiten.

Die Honorare der Betreuer sollen nämlich nicht mehr nach dem individuell notwendigen Zeitaufwand bemessen, sondern pauschal verrechnet werden. Das bedeutet, dass ein Betreuer nicht wie bisher 30 Menschen umsorgt, sondern wie in den alten Zeiten des Vormundschaftsrechts 70 bis 80 "Fälle" vom Schreibtisch aus verwalten wird. Ab dem zweiten Jahr einer Betreuung sind nur noch 2-3 Stunden im Monat vorgesehen.

Politikermeinungen im Bundestag:

Herr Gerhards (Justizminister NRW): Das Gesetz sei zu aufwendig und zu teuer.

Frau Granold (CDU/CSU-Fraktion): Die dramatische Kostenexplosion mache eine Reform der Vergütungsstruktur erforderlich - gleichzeitig fordert sie "bestmögliche" Betreuungsleistung.

Das Argument mit der "Überalterung der Bevölkerung" zieht übrigens nicht: bei den Betreuungen sind sämtliche Altersgruppen gleichermaßen vertreten (Studie der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen 2004).

Eine "bestmögliche" Betreuung ist unter diesen Umständen kaum noch vorstellbar...

Genehmigungspflicht von Elektrokrampftherapie

Eine vormundschaftsgerichtliche Genehmigungspflicht im
Rahmen des Betreuungsgesetzes ist nach Meinung der Autoren zu verneinen.

Zusammenfassung: Besteht bei einwilligungsunfähigen Patienten die Indikation zur Durchführung einer Elektrokrampftherapie (EKT), ist die Genehmigung des Betreuers zur Durchführung der Heilbehandlung erforderlich. Unklar ist, ob aufgrund von eventuellen Nebenwirkungen zusätzlich eine vormundschaftsgerichtliche Genehmigungspflicht im Sinne des § 1904 BGB anzunehmen ist. Das Landgericht Hamburg war unter Verweis auf das Risiko persistierender retrograder Amnesien von der begründeten Gefahr eines länger dauernden gesundheitlichen Schadens ausgegangen und hatte die Genehmigungspflicht bejaht. Die Elektrokrampftherapie ist jedoch unter Beachtung der Kontraindikationen eine sichere und effektive Therapiemaßnahme zur Behandlung von Depressionen und schizophrenen Psychosen. Die Anwendung der unilateralen Kurzpulsstimulation reduziert die Häufigkeit und Ausprägung der kognitiven Nebenwirkungen. Insbesondere retrograde Amnesien treten nur sehr selten und in einer Ausprägung auf, die angesichts der Gefährdungen durch die Grunderkrankung zu vernachlässigen ist. Eine vormundschaftsgerichtliche Genehmigungspflicht im Rahmen des Betreuungsgesetzes ist nach Meinung der Autoren zu verneinen.

Quelle:
Zur Frage der Genehmigungspflicht von Elektrokrampftherapie im Rahmen einer Betreuung (§1904 BGB)
Der Nervenarzt
Abstract Volume 70 Issue 7 (1999) pp 657-661
A. Batra, M. Bartels, K. Foerster