Noch am 22.12.2008 berichtete das Deutsche Ärzteblatt unter der Überschrift "Gesetzgeber gibt Verteilung des Honorarzuwachses vor", dass nicht mehr die Kassenärztlichen Vereinigungen darüber entschieden, wie das Honorar 2009 verteilt werde. Der Gesetzgeber habe im Sozialgesetzbuch klare Vorgaben erstellt, die durch Entscheidungen auf der Bundesebene, von Kassenärztlicher Bundesvereinigung zusammen mit den Spitzenverbänden der Krankenkassen sowie in der Schlichtungsstelle dieser Vertragpartner, im Erweiterten Bewertungsausschuss konkretisiert worden seien.
Alles Schnee von gestern, denn jener Erweiterte Bewertungsausschuss räumte heute in Berlin den Kassenärztlichen Vereinigungen bei der Honorarverteilung wieder einen größeren Handlungsspielraum ein:
„Offensichtlich sind die konkreten Auswirkungen auf einzelne Ärzte und Arztgruppen vorher nicht berechnet worden oder waren so nicht absehbar.“
Wie jetzt: nicht berechnet? Nicht absehbar? Hochbezahlte Ministerialbürokraten, Gesundheitsökonomen, Ärztefunktionäre und Kassenmanager trinken Hochprozentiges und würfeln? Dafür werdet ihr bezahlt? Schon von Qualitätsmanagement gehört? Ich glaub' es einfach nicht...
Ist aber so. Jetzt wird neu gewürfelt. Die lokalen KV- und Kassenfürsten dürfen wieder nach Gutdünken umverteilen:
„Nun kommt es darauf an, mit dem wiedergewonnenen regionalen Handlungsspielraum verantwortungsvoll umzugehen und die erheblichen Honorarunterschiede auszugleichen. Mehr Geld ist mit diesem Beschluss allerdings nicht verbunden, sodass die Umsetzung nicht ohne Solidarität von Seiten der sogenannten Gewinner möglich ist. Hier müssen wir eine Akzeptanz herstellen."
Früher wurden Leute, die aus Scheisse Gold zu machen versprachen, über kurz oder lang einen Kopf kürzer gemacht. Ich bin gespannt, wie man heute "eine Akzeptanz herstellen" will, dafür, dass man das Geld, das man dem einen in die Tasche mogelt, vorher einem anderen aus derselben klaut. Und mit Krokodilstränen im Auge den Begriff "Solidarität" endgültig verhöhnt.
Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ihr den Flächenbrand, den ihr da angezündet habt, noch löschen könnt. Dafür sind eure Spielchen zu durchsichtig.
Wie ein Kollege richtig bemerkt:
Da ist es nun, das Eingeständnis des vollständigen Versagens der Protagonisten. (...) Der erweiterte Bewertungsausschuss, namentlich die Kassen, Herr Köhler, Frau Schmidt (als graue Eminenz) und Herr Wasem, sind gescheitert! Die Beschlüsse dieses Gremiums waren so dilettantisch, dass sie nicht einmal das erste Quartal überstanden haben. Ein Vorgang, der an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten ist. (...) Nie waren wir weiter von einer Vergütung unserer Arbeit entfernt, nie war es offensichtlicher, dass wir Geld zugewürfelt bekommen von unfähigen Beamten, deren verwaltungstechnischer Horizont Sonderschulniveau hat.