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Etanercept und Alzheimer

Kürzlich gingen Berichte durch die Presse, nach denen die Gabe von Etanercept (ein Antirheumatikum) die kognitiven Fähigkeiten von an Alzheimer erkrankten Menschen schnell verbessern soll.

In einem Einzelfall erhielt ein 81-jähriger Mann eine spinale Injektion des Medikaments, und innerhalb von 10 Minuten verbesserten sich seine kognitiven Leistungen und seine emotionale Verfassung signifikant. (news.medical.net 14.1.2008)

Im Rahmen einer Studie erhielten 15 Patienten über 6 Monate eine perispinale Injektion mit Etanercept. Eine schnelle und anhaltende Besserung der kognitiven Leistungen war die Folge. (Journal of Neuroinflammation 2008, 5:3, Journal of Neuroinflammation 2008, 5:2).

Der Autor o.g. Arbeiten bietet in seinem privaten Institute for Neurological Research in Kalifornien eine off-label-Behandlung an und informiert über den theoretischen Hintergrund. Die Behandlung soll 10-20.000 Dollar kosten.

Natürlich gibt es auch Kritik an dieser neuen Methode. Unter anderem, weil der Forscher seine Forschungsergebnisse sofort in Geld umsetzt, und weil die Ergebnisse bisher noch nicht reproduziert wurden.

Die Alzheimer's Association schreibt dazu (21.7.2008):

This possible treatment strategy is very preliminary. This newly published study is a small one. In addition, one of the lead investigators has stock in the company that produces the drug and has a number of patent positions in the area. All of this strengthens the need for independent confirmation to establish this finding.

Die bestehende Datenlage ist sehr unsicher, zumal auch unter Placebo positive Effekte beobachtet werden. (Dt. Ärzteblatt 30.7.2008)

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat sich bislang noch nicht dazu geäußert. Das Kompetenznetz Demenzen hat die Bearbeitung seiner Internetpräsenz offenbar 2007 eingestellt.

Mein vorläufiges Fazit:

Eine Demenzbehandlung mit Etanercept wäre experimentell und nicht ganz trivial, weil das Medikament peridural gespritzt werden muss. Etanercept ist nicht zur Demenzbehandlung zugelassen, wäre also off-label, womit sich das Risiko für den Arzt bei  möglichen Komplikationen massiv erhöht. Und für Patienten wäre es relativ teuer (4 Fertigspritzen à 50 mg kosten immerhin zwischen 1.756 und 1.823 €).

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