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Was soll das denn?

Will die AOK jetzt der Arbeitsagentur Konkurrenz machen? Beim Traumpraktikum sind "Flug, Unterkunft, Taschengeld, begleitender Sprachkurs und ein ausgiebiges Freizeitprogramm inklusive".

So kann man die Gelder der Beitragszahler auch verschwenden. Jetzt weiß ich auch, warum mein Regelleistungsvolumen so niedrig ist...

Diese dusseligen Ärzte

haben es doch tatsächlich geschafft, durch unkoordinierte Behandlungen den Krankenstand um 14%, die Krankentagegeldkosten sogar um 40% zu steigern:

Vor allem psychische und Verhaltensstörungen nehmen immer mehr zu (seit 2006 ein Anstieg um 13 Prozent) und verursachen mittlerweile rund 70 Prozent der Kostensteigerung beim Krankengeld. Hinzu kommt, dass Behandlungen durch Ärzte häufig unzureichend koordiniert werden.

Ach ja?

Leider wird mit keinem Wort erwähnt, dass Rehaanträge von den Sozialversicherungsfachangestellten mittlerweile so schleppend bearbeitet werden, dass in der Zwischenzeit aus der Arbeitsunfähigkeit eine Erwerbsminderung zu werden droht. Aber: da das dann ein Fall für die Rentenversicherung wird, kann es der jeweiligen kranken Kasse ja nur Recht sein.

Wo bleibt das Geld der Beitragszahler?

Ich wage mal, ganz spontan, die Frage in den Raum zu stellen, wieso/weshalb/warum gesetzliche Krankenkassen (die ursprünglich existenzbedrohende Risiken solidarisch auffangen sollten) die Kosten für "Reiseimpfungen" (ist das ein existenzielles Risiko?) übernehmen sollten/dürfen, wenn der/die Reisende einerseits zwanglos die Kosten für die Reise selbst aufzubringen imstande ist, die Kassen andererseits "Ausgabenmoratorien" für ihre eigentliche Bestimmung fordern? Dann können sie auch gleich die ganze Reise finanzieren. Dient ja der Gesunderhaltung.

Kommen Sie mir jetzt nicht mit Marketing. Das können sich kranke Kassen in der heutigen Zeit auf Kosten Ihrer Beitragszahler und zu Ungunsten Ihrer Leistungsempfänger einfach nicht mehr leisten.

Dr. Stein und der Shuttle-Bus

Rentner Wilfried Stratmann betrat hoffnungsvoll das Dorfgemeinschaftshaus. Endlich war Sprechstunde, ein junger Arzt aus der grossen Stadt war für einen Vormittag eingetroffen. Husten und Luftnot quälten ihn schon seit Tagen. Und diese Rückenschmerzen vor einer Woche! Dorfschwester Helene hatte sich zwar rührend um ihn gekümmert, sie hatte ihm Thymian-Hustensaft verabreicht und den Bereich der Brustwirbelsäule mit Kampferpaste eingerieben, aber irgendwie ging es ihm immer noch nicht besser.

Dr. Frank Stein aus der allgemeinmedizinischen Abteilung des MVZ präparierte seinen Arbeitsplatz: Stethoskop und Blutdruckmesser links, Laptop und Ohrenspiegel rechts. Dem Schulpraktikanten Thorben-Björk wies er den Platz gegenüber zu. Er war sich noch nicht sicher, was er von den Schulpraktikanten halten sollte, die ihn neuerdings auf seinen Fahrten über die Dörfer begleiten mussten.

Was sollte er einem Vierzehnjährigen in der Sprechstunde zeigen? Immerhin hatten die Praktikanten bereits einen elektronischen Arztausweis mit lebenslanger Arbeitsnummer (LANR). Thorben-Björk führte die Nummer 32-33-426647. Die 32 bedeutete, dass der Gymnasiast den Schulplatz erhalten hatte, weil ihn die Eltern verbindlich zur späteren Tätigkeit als Landarzt angemeldet hatten. Die 33 stand für das Gesundheitszentrum in der Uckermark, in dem er später Verwendung finden sollte. Der Rest war seine persönliche Identifikationsnummer. Der 15-Jahresplan aus dem Ministerium zeigte erste Erfolge.

Stein untersuchte den Rentner gründlich. Rasseln basal in beiden Lungen, geschwollene Knöchel, vor einer Woche Schmerzen in der Brustwirbelsäule – da müsste wohl dringend einmal ein Kardiologe den Ultraschallkopf aktivieren, ein EKG und ein Röntgenbild wären dringlich, und Labor. Stein ärgerte sich, dass das EKG-Gerät kürzlich abgeholt wurde, weil es in der Klinikambulanz gebraucht wurde. Er hatte protestiert, aber es nützte nichts – Doppeluntersuchungen wolle man nicht mehr, wurde ihm gesagt.

Stein kramte den Fahrplan der Shuttlebusse hervor. In den nächsten Tagen müsste doch eigentlich der Shuttle zur kardiologischen Klinikambulanz in Neusprenz fahren – richtig, übermorgen. Gutgelaunt wandte er sich seinem Laptop zu und loggte sich in den Server von „Easyshuttle“ ein. Es war noch ein Platz frei, sogar ein Sitzplatz. Er reservierte den Platz und liess sich mit dem Klinikum Neusprenz der Spessart AG verbinden. Diesen Patienten wollte er anmelden, damit nichts schiefging.

Wie neulich, als er einen Patienten für den Shuttle in die gastroenterologische Ambulanz des Klinikum Neuruppig gebucht hatte. Er war zurückgekommen mit der Empfehlung, wegen einer atrophischen Gastritis Europrazol einzunehmen. Der empfehlende Kollege, ein Assistent im ersten Ausbildungsjahr, war leider telefonisch dort nicht mehr zu erreichen, da er turnusmässig in die Spessart-Klinik für Psychosomatik im Odenwald rotiert war.

Mitleidsvoll sah Stein zu dem Schulpraktikanten herüber, der inzwischen über einem Algebrabuch für die sechste Klasse eingeschlafen war, die Brille zu einer bizarren Skulptur verbogen. Das Telefon klingelte, Stein hob ab: „Klinikum Neusprenz des Unternehmen Leben Spessart AG – Kompetenz und Empathie – das Gesundheitszentrum, meine Name ist Elvira Schmitz-Hoppenstedt, womit kann ich Ihnen helfen?“ Stein liess sich mit der kardiologischen Ambulanz verbinden. „Hmmm…?“ meldet sich Steins Kollege. „Sind Sie der diensthabende Kardiologe in der Ambulanz?“. „Dienst, ja.“ „Ich möchte für übermorgen einen Patienten anmelden“. „Wollen melden –morgen?“. „Einen Patienten anmelden, für übermorgen. Sie sind doch der Kardiologe?“. „Kardiologe nein. Dienst. Aber Tag nach Morgen gastroenterologische Ambulanz habe.“ „Wo ist denn der Kardiologe?“ „Dr. Riva Urlaub, Dr. Rocci Visite“. „Kann ich Dr. Rocci sprechen?“ fragte Stein hoffnungsvoll.

Die Tür sprang auf. Schwester Helene erschien mit sorgenvoller Miene: „Dr. Stein, wir haben keine Sitzplätze mehr, die Leute stehen schon bis auf die Strasse – und einer randaliert im Wartezimmer. Er sei in einem Hausarztvertrag, man habe ihm versprochen, dass er nie länger als 30 Minuten warten muss und dass der Arzt sich besonders viel Zeit für ihn nimmt“.

Stein legte kommentarlos den Hörer auf. Selten hatte er Schwester Helene so aufgelöst gesehen. Nur einmal, da war ein betrunkener Autofahrer in eine Gruppe von Parkinsonpatienten gerast, die auf den Shuttlebus warteten.

„Was ist denn nun mit mir?“ fragte Rentner Stratmann etwas hilflos. „Ich kümmere mich darum, nehmen Sie einen Moment im Wartezimmer Platz“, bat Stein. Bloss erst diesen Hausarztvertragspatienten drannehmen. Den Titel „Excellenzprojekt Allgemeinmedizin“ sollte diese Zweigpraxis wegen eines unzufriedenen Hausarztvertragspatienten nicht verlieren.

August Zwang betrat das Zimmer. Er hatte bei seiner Kasse angerufen und sich über die ständig wechselnden Medikamente beschwert. „Der Hausarzt koordiniert Ihre Therapie, wenden Sie sich vertrauensvoll an ihn, Sie sind doch im Hausarztvertrag. Und wenn der Doktor das für nötig hält, bekommen Sie immer Ihre gewohnten Medikamente“, hatte die Dame von der Kasse in den Hörer geflötet. Stein ruderte hilflos herum, erzählte von Wirkstoffen, Rabattverträgen und Einsparpotentialen. „Aber wurden nicht gerade Medikamente aus Indien zurückgerufen, weil die Qualität nicht stimmte?“ entgegnete der resolute Patient. Stein gab auf. Nur keinen Ärger. Er setzte die erwünschten anti-aut-idem-Kreuze und komplimentierte den Patienten hinaus. Für diese Aktion würde er wieder bei Controller Stromberg antreten müssen.

Stein weckte den Schulpraktikanten und bat ihn, eine Tasse Kaffee von der Kegelbahn nebenan zu holen. Rentner Stratmann – ein ungelöstes Problem. Woher bekam er jetzt ein EKG? Die rettende Idee: im nur 20 Kilometer entfernten Nachbarort gab es noch ein EKG-Gerät, und dort war heute ebenfalls Sprechstunde. „Allgemeinmedizinisches Exzellenzzentrum der Tauruskliniken, Zweigpraxis Bad Gründelteich – wir kümmern uns um Sie in allen Lebenslagen – mein Name ist Edelgard Zungenbrecher-Wendelstein, was kann ich für Sie tun?“ säuselte es aus dem Hörer. Stein liess sich mit dem diensthabenden Kollegen der wöchentlichen Zweigsprechstunde verbinden, die in den Räumen der dortigen Agrarbank abgehalten wurde. Ob er eben mal einen Patienten zum EKG vorbeischicken könnte? Der Kollege reagierte irritiert: „Wir haben hier zwar ein EKG, aber ich kann damit nichts anfangen. Ich bin Bachelor.“ „Dann schreiben Sie doch das EKG und geben Sie es dem Patienten mit“, entgegnete Stein. „Das darf ich nicht, wegen der Doppeluntersuchungen, Sie wissen doch,“ klang es resigniert aus dem Telefonhörer.

Stein biss in seinen Kugelschreiber. Die Zeiten waren kompliziert. Sorgenvoll blickte er zu dem Schulpraktikanten herüber, der unbekümmert SMS in sein Handy tippte.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors

Offener Brief an den Gesundheitsminister

Sehr geehrte Damen und Herren,

folgenden offenen Brief habe ich vor ca. 30 Minuten per Post versandt und werde ihn im Laufe des Tages an alle mir bekannten und zugänglichen Medienanstalten versenden. Der Grund für diesen außergewöhnlichen Schritt ist in meinen bisherigen Beiträgen zu finden.

Herr Dr. P. Rösler
Bundesgesundheitsminister
Friedrichstraße 108
10117 Berlin

Werter Herr Minister,

Mein Name ist Rainer Pöhler und ich arbeite als technische Empfangskraft in einer Hausarztpraxis. Wenn ich die ersten drei Arbeitstage der vergangenen Woche, die keine Ausnahmetage waren, am Empfang einer Landarztpraxis Revue passieren lasse, frage ich mich, ob meine selektive Tätigkeit bei der Auswahl derjenigen Patienten, die ausreichend krank und damit würdig sind, vom Arzt empfangen zu werden, noch vereinbar mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist.

Fünf Jahre war die 120 Quadratmeter große Landarztpraxis von morgens bis abends für die Patienten geöffnet, teilweise verließen Patienten die Praxis erst nach 21:00 Uhr. Wochenendhausbesuche, Notdienste, Dokumentenarbeit und Praxisführung summierten sich im Jahr 2009 auf geschätzte 2800 Arbeitsstunden für den Arzt, also 800 Stunden oder 5 Arbeitsmonate mehr, als sie ein Angestellter leistet.

Auf Grund dieser Tatsache und der frustrierenden Erkenntnis, dass immer mehr kranke Menschen die Praxis betreten, als behandelt werden können, blieben gesundheitliche Folgen bei dem behandelnden Arzt nicht aus. So besteht meine wesentliche Aufgabe in den letzten Tagen darin, die Gesundheit des praktizierenden Arztes zu schützen, indem ich die festgelegten Sprechzeiten auch wirklich gewährleiste. An jedem dieser vergangenen Tage bedurften mehr Patienten ärztlicher Hilfe, als die Mitarbeiter der Praxis zu leisten im Stande waren. So war es eine meiner Hauptaufgaben, nach Prüfung der für den Betrieb der Praxis festgelegten Regeln:

Patient hat einen vereinbarten Termin
Patient hat vor seinem Besuch zumindest angerufen
Patient bedarf wirklich dringendst ärztlicher Hilfe
Patient ist privat versichert

sowie weiterer Kriterien unter den im Zweiminutentakt in der Praxis erscheinenden Patienten diejenigen aus zu wählen, die das Sprechzimmer des Arztes betreten durften.

Ich empfinde diesen Zustand als zutiefst menschenunwürdig und unmoralisch. Während sich Politiker mit Wortungetümen bewerfen, die kein Nichtpolitiker versteht, Milliarden von Euro für Zukunftsprojekte in den Himmel und die Industrie geschossen werden, Ärzte und Arztorganisationen sich um Regelleistungsvolumina streiten, über einhundert Krankenversicherungen mit Pharmafirmen um Rabatte feilschen, müssen Empfangskräfte selektieren, wer in dieser Gesellschaft, in der jeder lt. Grundgesetz gleich ist, zum Arzt darf und wer nicht.

In den Medien sehe und höre ich Menschen und Verantwortungsträger über Geld, Geld, Geld diskutieren und wie es am besten verteilt werden sollte. Menschen, bei denen ich Zweifel hege, ob sie je eine Kassenarztpraxis von innen gesehen und wenn ja, dort auch 3,4 oder 5 Stunden im Wartezimmer gesessen haben. Woher sollen diese Personen wissen, wie es in einer Praxis für gesetzlich krankenversicherte Bürger tatsächlich aussieht?

Stattdessen werden Arzt-Einkommensdebatten in aller Öffentlichkeit geführt, die für mich ans nahezu Lächerliche grenzen. Ich selbst hatte als angestellter Techniker eines IT-Dienstleisters im Jahr 2005 bereits ein Gehalt von ca. 5500 Euro – was ist das gegen die Leistung eines Arztes? Vergessen alle diese Menschen, dass sie als Patient selbst erwarten, einen ausgeruhten, bestens aus- und weitergebildeten und nach dem neuesten Stand der Technik und Wissenschaft behandelnden Arzt vor zu finden, der auch ausreichend Zeit für sie hat?

Werter Herr Minister, die Gesundheitspolitik der jüngeren Vergangenheit und die Amts- und Würdenträger, die sie durchsetzten, haben den gegenwärtigen, in meinen Augen katastrophalen Zustand des Gesundheitssystems zu verantworten. Ich denke, es reicht nicht, Verantwortung mit lautstarken Äußerungen zu übernehmen, an andere zu delegieren oder Schuldzuweisungen zu verteilen – es müssen auch Taten folgen, die bei den kranken Menschen und bei den Ärzten, die die Arbeit leisten, auch ankommen.

Sie haben bereits so viele Probleme offen gelegt und keinen Respekt vor etablierten Strukturen gezeigt. Ich möchte Sie inständig bitten, sich darin nicht aufhalten zu lassen, denn es muss schnelle Hilfe gefunden werden. Ich fürchte, dass der Tag nicht mehr fern ist, an dem Menschen sterben, weil sie trotz Krankenversicherung in einem der stärksten und reichsten Länder der Welt keinen Platz im Wartezimmer eines Arztes fanden.

Hochachtungsvoll

Rainer Pöhler
12.4.2010

via

Ein profitabler Deal

Die Techniker Krankenkasse zahlt einem Investor mal eben 25 Millionen, damit er in seinen MVZ schnelle Termine verspricht, Bananen, Weintrauben und Kaffee im Wartezimmer verteilt, und Behandlungspfade zeichnet.

Wenn ich das als Vertragsarzt machen würde, würde ich wegen Verstoß gegen die vertragsärztlichen Pflichten verfolgt.

Und was genau bekommt die TK für diese enorme Summe aus den Pflichtbeiträgen ihrer Mitglieder?

O-Ton Andreas Heyer, HCM Health-Care-Managers GmbH (pdf): Wie ich eben ausgeführt habe, für die erweiterten Öffnungszeiten, und für die abgestimmten Behandlungskontakte und Pfade, die wir haben, die Behandlungspfade etc. Und den Termin - ich sag mal, die Terminzusage.

Soso. Scheint ja wirklich ein bis ins Detail ausgefeiltes Konzept zu sein.

Hoffentlich bestätigt sich wenigstens der Verdacht auf Abrechnungsbetrug nicht.

Die Flucht der Ärzte aus der Versorgungsmedizin ist eine Katastrophe

Was für ein Unsinn! "Versorgungsmedizin" ist out. Prävention und Wellness sind angesagt.

Es gibt keinen Ärztemangel. Die Ärzte sind nur, nach KKH-Kailuweit, falsch verteilt und, nach Reimann (SPD), natürlich in der Fläche nicht so in dem Maße vorhanden. Noch. In einigen Jahren könnte es jedoch anders aussehen, denn in den nächsten zehn Jahren gehen nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gut 58.000 niedergelassene Mediziner in den Ruhestand.

Der schrittweise Abbau der hausärztlichen Versorgung, insbesondere im ländlichen Bereich, wird schon jetzt sichtbar.
Mittlerweile muss man sich am Dorfladen mit öffentlich zugänglichen Defribrillatoren sogar selbst helfen.

Die Politik hat das Problem erkannt und flugs Lösungen aus dem Hut gezaubert:

Gesundheitsminister Rösler (FDP) erweckt die Pläne seiner Amtsvorgängerin Schmidt (SPD) zu neuem Leben, indem er Studienplätze an solche Kandidaten verschenken möchte, die sich als künftige Landärzte zur Arbeit verpflichten. Einige Bürgermeister wollen Patienten sogar mit dem Taxi zum Arzt karren lassen.

Herr Söder (CSU) verspricht den künftigen Landärzten höhere Honorare. Ist das der Kern des Problems?

Ein Landarzt arbeitet viel und verdient dafür relativ wenig. Sein Honorar wurde in den vergangenen drei Jahrzehnten fast halbiert. Er legt zwar an Leibesfülle deutlich zu, flieht aber dennoch aus der Versorgungsmedizin. Und warum?

Die Kassenärztliche Vereinigung behält jedes Quartal zehn Prozent seines Honorars ein. Für die komplette zweite Hälfte seiner Patienten wird sein Fallwert gekürzt, weil er sein Regelleistungsvolumen schon übererfüllt hat. Mit seinen sechzig Jahren muss er oft 14 Stunden täglich arbeiten. Er bekommt dafür Regressandrohungen von 160.000 Euro. Sein Ende als Hausarzt.

Wohin soll der mittellose Landarzt jetzt ziehen? Traumhafte Honorare gibt es längst nicht mehr; das System der Krankenversicherung ist arztfremd.

Er könnte Leiter eines Gesundheitszentrums werden! Auch, wenn dieser Job neue, bislang unbekannte Gefahren birgt.

Ach du dickes Ei!

KBV - Pressemitteilungen 2010 - KBV und Kassen beschließen, RLV aufzuwerten

Die Vertreter von KBV und Krankenkassen einigten sich darauf, ab 1. Juli aus der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung (MGV) zunächst die Finanzierung der RLV sicherzustellen und danach erst die Vergütungen für bislang „freie Leistungen“ zu berechnen. Zur Steuerung dieser Leistungen, die wie bisher ebenfalls aus der MGV honoriert werden, werden qualifikationsgebundene Zusatzvolumen (QZV) eingeführt.

Großartig. Zum 1.1.2009 bekamen wir die Regelleistungsvolumina. Zum 1.7.2009 wurden "freie Leistungen" eingeführt. Und zum 1.7.2010 kriegen wir Regelleistungsvolumina plus minus "Zusatzvolumen".

Die wissen scheinbar genau, was sie tun.