Psychiatrie

Patienten müssen vorsichtiger mit Antidepressiva umgehen. Sie dürfen nicht geschockt sein, wenn die Wirkung nicht sofort eintritt. Sie sollten dann nicht denken, es stimme etwas mit ihnen nicht." Und Ärzte sollten sich nicht länger fragen: Warum schneidet dieses Mittel in Studien so gut ab und warum ist der Patient nicht entsprechend begeistert?

So wird der Leiter einer amerikanischen Studie über den Effekt von Antidepressiva in Welt online zitiert. Beschrieben wird der so genannte publication bias: Studien mit negativen Resultaten wurden nicht veröffentlicht, während Studien mit positiven Ergebnissen (zu Werbezwecken) verwendet wurden.

Dt. Ärzteblatt 17.1.2008

Die Studie: NEJM 358:252-260 January 17, 2008: Selective Publication of Antidepressant Trials and Its Influence on Apparent Efficacy

Und ein Kommentar.

Aggressive Verhaltensstörungen bei Demenzkranken oder bei Menschen mit geistigen Behinderungen werden nicht selten mit Neuroleptika behandelt. Risperidon und Haloperidol scheinen dabei ganz gut zu wirken - noch besser aber wirkt Placebo. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer aktuellen Studie. Möglicherweise ist die Verhaltensänderung darauf zurückzuführen, dass den Probanden im Rahmen der Studie vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Ausserdem seien die Studienteilnehmer "nicht unbedingt schwere Problemfälle" gewesen.

Neuroleptika wirkungslos gegen Aggressionen. Dt. Ärzteblatt 4.1.2007

Mittwoch, 13.2.2008, 18:00-20:00 Uhr, City-Kirche Barmen

In der Veranstaltung wird die Möglichkeit zur genauen, auch auf neuen wissenschaftlich fundierten Daten aufbauenden und vertiefenden Information und Diskussion gegeben. In den letzten Jahren hat sich der Konsum von Amphetaminen, Kokain und Heroin nicht vermindert. Dabei sind die Kenntnisse über Schädigungen teils reversibler, teils leider auch irreversibler Art angewachsen, nicht zuletzt durch moderne bildgebende Untersuchungsmöglichkeiten des Gehirns.

Wir freuen uns, mit Herrn PD Dr. Maschke, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurophysiologie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier, einen Fachkenner der Materie gewonnen zu haben, der uns zu persönlicher Rede und Antwort zur Verfügung stehen wird. Er beschäftigte sich schon während seiner Tätigkeit als Oberarzt an der neurologischen Universitätsklinik in Essen eingehend mit der Problematik der Hirnschädigung durch Drogenkonsum und hat auch wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema veröffentlicht.

Die Zertifizierung der kostenfreien Veranstaltung wird bei der Ärztekammer Nordrhein beantragt.

Veranstalter: Wuppernetz Psychiatrie

Einladung und Anmeldung

Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz gibt es zur Pharmakotherapie frontotemporaler Demenzen (FTD) bislang kaum systematische Untersuchungen. Neurochemisch wird bei der FTD ein ausgeprägtes serotonerges Defizit angenommen. Dieses bildet die Grundlage für die Behandlung, insbesondere von Verhaltensstörungen, mit serotonergen Antidepressiva.

Bislang sind jedoch nur Paroxetin und Trazodon in Studien der Evidenzklassen I und II untersucht. Die Ergebnisse zu Paroxetin sind uneinheitlich, und bei Trazodon ist ein relativ hohes Nebenwirkungsprofil zu berücksichtigen. Von den Substanzen mit primär antidementivem Ansatzpunkt gibt es bislang lediglich Klasse II-Evidenz für den Einsatz von Rivastigmin auch bei der FTD, wenngleich neurochemisch kein klarer Hinweis auf ein cholinerges Defizit bei dieser Demenzform vorliegt. Zu Memantine gibt es bislang keine publizierten Daten aus kontrollierten Studien für einen Einsatz bei der FTD.

H. Kessler: Pharmakologische Behandlungsansätze bei der frontotemporalen Demenz. Fortschr Neurol Psychiatr 2007; 75: 714-719

In einer Übersichtsarbeit zu "neuen Wegen in der Depressionsbehandlung" werden u.a. die momentan verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten mit ihren Wirkprinzipien dargestellt, die hier verkürzt wiedergegeben werden:

 H.  Frieling: Neue Wege in der Depressionsbehandlung. Fortschr Neurol Psychiatr 2007; 75: 641-652

Psychopharmakaeinnahme führt nicht selten zur Gewichtszunahme. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Psychopharmaka den Grundumsatz bei gleichbleibender Nahrungsaufnahme verringern, und dass ein gesteigerter Serotoninspiegel Appetit und Sättigungsgefühl beeinflusst. Hormonelle Veränderungen können ebenfalls eine Rolle spielen. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass bei Psychosen der Glucosestoffwechsel gestört ist.

Antidepressiva mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine Gewichtszunahme etwa sind Amitriptylin, Nortriptylin und Paroxetin, während SSRI und MAO-Hemmer insgesamt gewichtsneutral sein sollen.

Bei den Stimmungsstabilisierern führen Valproat und Lithium häufig zur Gewichtszunahmen, während Felbamat und Topiramat mit ausgeprägter Gewichtsreduktion verbunden sind.

Bei den Neuroleptika ist eine starke Gewichtszunahme unter Clozapin, Olanzapin, Risperidon und Thioridazin, eine geringere unter Quetiapin zu beobachten, während Aripiprazol und Ziprasidon gewichtsneutral sein sollen. Unter Pimozid wurden Gewichtsreduktionen beobachtet.

Die Beurteilung von Gewichtszunahmen ist dadurch erschwert, dass sie zumeist nur als nicht näher quantifizierte Nebenwirkung in Studien erfasst werden, die Gewichtsangaben nicht vereinheitlicht sind und bei einigen Substanzen Langzeitstudien fehlen.

T.  Drieling: Gewichtsveränderungen unter Therapie mit Psychopharmaka. Fortschr Neurol Psychiatr 2007; 75: 65-80