So lautet das Motto einer Demonstration, zu der das Bündnis Direktabrechnung am 28. September 2007 um 9 Uhr vor dem Haus der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Berlin aufruft. Anlässlich einer KBV-Vertreterversammlung will das Bündnis Direktabrechnung auf die Defizite hinweisen, die in der ärztlichen Behandlung durch das Sachleistungssystem entstanden sind.
„Die jahrelange finanzielle Aushöhlung des Systems hat viele Praxen an den Rand des wirtschaftlichen Ruins gebracht, so dass die Behandlung nach den Regeln ärztlicher Kunst immer schwieriger wird.“ so der Vorsitzende des Bündnis Direktabrechnung Dr. Wolfgang von Bremen.
Aber auch die Verordnung notwendiger Medikamente sei nicht mehr gesichert, seit der Apotheker das verordnete Medikament durch ein anderes, für das die Kasse einen Rabattvertrag geschlossen hat, ersetzen muss, meint von Bremen. „Gleicher Wirkstoff heißt nicht zwangsläufig gleiche Wirkung.“ Der Patient glaube in jedem Falle aber, dass der behandelnde Arzt die Verantwortung trüge.
Das Bündnis Direktabrechnung will mit seiner Demonstration auch auf die geplante EBM-Reform hinweisen, die eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation der Ärzte mit sich bringen werde. „Es werden noch wesentlich mehr Honorar-Pauschalen eingefügt, die zusammen mit der schlechten Vergütung zu einer Verschlechterung der Patientenbehandlung führen wird.“ gibt der Vorsitzende zu bedenken.
Ökonomisch bedingte Behandlungseinschränkungen seien unärztlich und unethisch. Die KBV und ihre Vertreter dürften sich nicht weiter dazu hergeben, die unsinnigen und unärztlichen gesetzlichen Vorgaben umzusetzen, sondern müssten der Politik die Verantwortung wieder zurückgeben, fordert Dr. von Bremen. „Deshalb rufen wir alle Ärzte auf, sich an der Demonstration zu beteiligen.“
v.i.S.d.P. Bertram Steiner
stellvertretender Vorsitzender Bündnis Direktabrechnung e.V.
Niebuhrstrasse 11a
10629 Berlin
Pressemitteilung vom 15.9.2007
Montag, 17. September 2007
Sire, geben Sie Behandlungsfreiheit!
Donnerstag, 13. September 2007
Nicht für lau, Mann!
Der Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein sollte nach Meinung der Auftraggeber im Rahmen einer illustren, geschlossenen Gesellschaft stattfinden. Unmittelbar vor dem Ereignis und vor dem Glaspalast der KVNo versammelten sich jedoch Trauergäste, die unübersehbar die Therapiefreiheit zu Grabe trugen und die darauf hinwiesen, dass die Kassenärztliche Vereinigung von der ursprünglichen Interessenvertretung mittlerweile zum ausführenden Organ politisch gewollter Rationierung, Kontrolle und Bevormundung mutiert ist. Kurzerhand wurde die KVNo daher als "BMG-Außenstelle, Tersteegenstr." gekennzeichnet.
Mitglieder der Freien Ärzteschaft diskutierten unter anderem mit Gesundheitsminister Laumann, der dabei betonte:
So lange ich der Gesundheitsminister dieses Landes bin, werde ich dafür sorgen, dass alle Patienten von Ihnen behandelt werden!
Er sagte allerdings nicht, wie er das anstellen wird. Es war ihm wohl nur schwer zu vermitteln, dass viele Praxen beispielsweise im letzten Quartal zu 45 % unbezahlt gearbeitet haben, weil sie die "kleinen Leute" behandelt haben. Das geht künftig "nicht für lau, Mann"! Zumindest weiß er jetzt, daß er ein Problem hat.
Während sich Funktionäre und Politik selbst beziehungsweise gegenseitig intensiv lobten, wurde draußen ein Flyer der Freien Ärzteschaft verteilt, in dem die bissige Kritik der Basisärzte präsentiert wurde.
Fotos von der Demo
Samstag, 8. September 2007
Pts.OF.Athrty [Animated]
Dem einzelnen Patienten verpflichtet
Angesichts der Regulierung und Rationierung bei der Krankenbehandlung stellen sich immer wieder ethische Fragen in Zusammenhang mit der Behandlung schwerer Krankheiten und im Konflikt zwischen den Prinzipien Individualwohl und Gemeinwohl. So wird zum Beispiel die Verordnung von Antidementiva kontrovers diskutiert (wie auch die Anwendung moderner Neuroleptika).
Die nur schwer zu lösende Frage lautet: Ist es ethisch begründbar, einem Demenzkranken eine alternativlose Behandlung vorzuenthalten, wenn mit den dadurch eingesparten Mitteln andere Kranke effizienter behandelt werden können? Vorenthalten bedeutet in diesem Fall, dass diese Leistung aus der Erstattungspflicht der Krankenkassen herausgenommen würde; denn für viele Demenzkranke ist anzunehmen, dass sie die Behandlung nicht aus eigener Tasche bezahlen können.
Helmchen, Hanfried: Antidementiva in allokationsethischer Perspektive: Dem einzelnen Patienten verpflichtet Deutsches Ärzteblatt 104, Ausgabe 36 vom 07.09.2007, Seite A-2396