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Elektronische Gesundheitsakte "Vivy" Diese App bekommen jetzt Millionen Versicherte

Mal schnell die Röntgenbilder an den Orthopäden schicken: 16 Krankenkassen bieten ihren Versicherten ab heute eine App an, mit der sie ihre Gesundheitsdaten selbst verwalten können. Was steckt dahinter?
Handybildschirm mit der App "Vivy"

Handybildschirm mit der App "Vivy"

Foto: Michael Kappeler/ dpa

Arztbefunde, Röntgenbilder oder Medikamente: Versicherte von 14 gesetzlichen und zwei privaten Krankenkassen können ab sofort ihre persönlichen Daten in einer elektronischen Gesundheitsakte speichern. Die kostenlose App "Vivy" steht insgesamt rund 13,5 Millionen Versicherten zur Verfügung, wie das gleichnamige Berliner Start-up am Montag mitteilte.

Was soll die App bringen?

Die App soll beispielsweise an Impftermine und Vorsorgeuntersuchungen erinnern sowie digital Überweisungen, U-Hefte und Mutterpass speichern. Darüber hinaus können Nutzer Gesundheitsdaten wie Befunde, Laborwerte und Röntgenbilder hochladen und mit verschiedenen behandelnden Ärzten teilen.

Zudem soll "Vivy" vor Wechselwirkungen von Medikamenten warnen. Wer mehrere Medikamente einnehme, müsse nur den Code auf der Packung oder dem Medikationsplan scannen. Anschließend werde er automatisch auf Wechselwirkungen hingewiesen, teilte die DAK-Gesundheit mit.

Auch Fitnesstracker können mit der App gekoppelt werden - also Geräte, die etwa die täglichen Schritte zählen oder den Puls oder Schlafdaten messen.

Welche Krankenkassen nehmen teil?

Neben der DAK-Gesundheit beteiligen sich bislang die Innungskrankenkassen IKK classic, IKK Nord, IKK Südwest sowie mehrere Betriebskrankenkassen. Auch die Allianz und die Barmenia bieten die App an, die Gothaer soll im Februar folgen. Die Krankenkassen wollen ihre Kunden ab diesem Montag informieren.

Wie kommen die Daten in die E-Akte?

Patienten können etwa Dokumente, die sie in Papierform zu Hause haben, einscannen. Mit ein paar Klicks in der App sollen sie außerdem Dokumente von Ärzten, Laboren und Kliniken anfordern können. Das versprechen zumindest die Anbieter.

Wie steht es um die Datensicherheit?

Die Daten der Nutzer seien sicher, sagen die Verantwortlichen. Nur die Nutzer würden über deren Verwendung entscheiden. Weder die beteiligten Kassen und Versicherungen noch Vivy oder andere Dritte sollen darauf zugreifen können. Bei Bedarf kann der Versicherte jedoch Informationen aus der App mit anderen Nutzern teilen - beispielsweise mit seinem behandelnden Arzt.

Vivy wurde unter anderem vom TÜV Rheinland als sichere Plattform zertifiziert und vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als Medizinprodukt zugelassen.

Gibt es schon Kritik?

"Es wird mit der Zeit herauskommen, wie gut die Verschlüsselung wirklich ist", sagt Falk Garbsch, Sprecher des Chaos Computer Clubs. "Die Zahl der Angriffe auf Smartphones steigt immer weiter." Nach zwei Jahren gebe es bei den Geräten üblicherweise keine Sicherheits-Updates mehr.

Da Gesundheitsdaten nicht nur intim seien, sondern auch lukrativ sein könnten, könnte es sich lohnen, Viren und Trojaner zu entwickeln, um von unbefugter Seite heranzukommen, meint Garbsch. Es stelle sich auch die Frage, ob die Software in den Arztpraxen immer sicher sei.

Haben andere Krankenkassen ähnliche Angebote?

Die AOK hat mit Pilotprojekten in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin ebenfalls eine elektronische Gesundheitsakte gestartet. Die Techniker Krankenkasse (TK) befindet sich mit inzwischen 30.000 Versicherten mit ihrer Digitalakte TK-Safe im Testbetrieb. Das aktuelle Projekt ist jedoch das erste, bei dem mehrere Kassen miteinander kooperieren.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will digitale Akten bis spätestens 2021 allen Versicherten zugänglich machen. "Versicherte sollen auch per Tablet und Smartphone auf ihre elektronische Patientenakte zugreifen können", sagte er kürzlich der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Mit der elektronischen Gesundheitskarte, die seit Jahren die Erwartungen nicht erfüllt, soll es trotzdem weitergehen.

irb/AFP/dpa
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