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Alexa hört dich husten: Amazon erhält Patent auf Werbeangebote für Kranke

Der smarte Assistent Alexa hört an der Stimme seines Benutzers, ob der Schnupfen hat und bestellt gleich ein Mittel dagegen - so sieht es ein Amazon-Patent vor.

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Alexa hört dich husten: Amazon erhält Patent auf Werbeangebote für Kranke

Keine Hühnersuppe, aber bitte die Hustenbonbons mit Lieferung in der nächsten Stunde - das ist "awesome" und Amazons Vorstellung davon, wie Alexa sich um seinen kranken Besitzer kümmern soll.

(Bild: uspto.gov)

Lesezeit: 2 Min.

Amazon hat ein Patent auf die Erkennung körperlicher und seelischer Zustände einer Person anhand von Stimmenanalyse zugesprochen bekommen. Der smarte Sprachassistent Alexa des Unternehmens soll auf dieser Grundlage nämlich heraushören, ob sein Besitzer krank, verstimmt oder gar depressiv ist, und sich darum kümmern – im Klartext: Werbeangebote für Hustenpastillen oder ein Grippemittel unterbreiten.

In dem Patentantrag vom März 2017, dem das US-Patentamt stattgegeben und den es nun veröffentlich hat, heißt es: Stimmäußerungen wie Räuspern oder Husten ließen Rückschluss auf die körperliche Verfassung des Benutzers zu, ebenso wie Aufregung oder Niedergeschlagenheit beim Sprechen oder Weinen auf den seelischen Zustand schließen ließen. Aus solchen außergewöhnlichen Zuständen folgt für Amazon vor allem eins: Sie ermöglichen das Unterbreiten von zielgerichteter Audio-Werbung und Promotions über den Sprachassistenten, wie es im Patenttext heißt.

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Wenn Alexa also den Benutzer sich räuspern hört, sucht das System auf den Amazon-Servern ein "passendes" Werbeangebot heraus, etwa die erwähnten Hustenpastillen oder ein Mittel gegen Grippe. Smart wie der Assistent ist, fragt er auch gleich, ob er die Bestellung entgegennehmen und den Expressversand mit einer Stunde Lieferzeit auswählen soll – so stellt sich Amazon anscheinend ein künftiges Geschäftsmodell basierend auf diesem Patent vor. Und Alexa wünscht abschließend noch "Gute Besserung!".

Zum Thema Datenschutz steht im Patent eher indirekt etwas: Ergänzend zur körperlichen und seelischen Verfassung, die Alexa der Stimme seines Benutzers entnommen hat, werden nämlich auch gleich noch "verhaltensbasierte Zielkriterien" für die Werbespots erfasst, etwa der Browserverlauf des Benutzers, die Zahl der Mausklicks, der Einkaufsverlauf sowie – das Patent ist da recht offen gehalten – weitere Metadaten, Schlagworte, besuchte Seitenarten usw..

Amazon will mit seinem nun patentierten Algorithmus zur Spracherkennung von körperlichen und seelischen Zuständen etwa Freude, Angst, Verärgerung, Sorge, Traurigkeit, Langeweile, Empörung oder Stress erfassen und dazu passende Waren vorschlagen (die Idee geht also deutlich über Krankheitszustände und Depression hinaus). Dazu muss Alexa intensiv zuhören, zunächst den Grundzustand des Benutzers lernen und davon ausgehend abweichende Zustände erkennen. Das Patent zeigt zudem, dass Alexa dabei nicht wählerisch ist: Der Assistent kann das grundsätzlich bei jedem Benutzer tun, dessen Stimme er hört, nicht nur bei seinem eigentlichen Benutzer. (tiw)