US-Studie

Langes Arbeiten kann tödlich sein

Eine lange Wochenarbeitszeit erhöht einer US-Studie nach das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs. Die Forscher konnten die Stundenzahl sogar exakt angeben, ab der sich das Risiko signifikant erhöht.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Wer lange arbeitet, riskiert seine Gesundheit in mehrerer Hinsicht, so eine US-Studie.

Wer lange arbeitet, riskiert seine Gesundheit in mehrerer Hinsicht, so eine US-Studie.

© Kaspars Grinvalds / stock.adobe.com

HOUSTON. Ab wann beeinträchtigt die Wochenarbeitszeit spürbar die Gesundheit? Vor 20 Jahren wurde vorgeschlagen, den Grenzwert zwischen 48 und 56 Stunden pro Woche anzulegen. Andere legten sich auf 48 und manche auf 40 Stunden pro Woche fest.

Forscher um Dr. Sadie Conway von der Universität von Texas/Houston haben nun einen neuen Anlauf unternommen, um einen realistischeren Grenzwert zu ermitteln (Am J Epidemiol 2017; 186 (2): 173-183).

Sie stützten sich dabei auf die Daten der Panel Study of Income Dynamics (PSID), einer laufenden Längsschnittstudie in den USA, die 1968 begonnen wurde und die Daten von mehr als 18.000 Menschen dokumentiert hat. Für mehr als 3000 Publikationen wurden die verfügbaren Daten bereits genutzt.

Fokus auf Arbeitszeit gelegt

Für die aktuelle Studie wurden nur Teilnehmer berücksichtigt, für die Daten zur Arbeitszeit in einem Gesamtzeitraum von 25 Jahren über mindestens zehn Jahre vorlagen. Sie wurden drei Kohorten mit zusammen mehr als 2300 Teilnehmern zugeordnet:

1.) solchen, bei denen in regelmäßigen Befragungen seit 1986 Angaben zum allgemeinen Gesundheitsstatus erhoben wurden,

2.) solchen, bei denen seit 1999 nach kardiovaskulären Erkrankungen wie Hypertonie, Herzinfarkt, Angina pectoris und Schlaganfall gefragt wurde,

3.) sowie Teilnehmern, bei denen – ebenfalls seit 1999 – in regelmäßigen Befragungen geprüft wurde, ob sie erstmals an Krebs (außer an Hautkrebs) erkrankt waren.

Um einen Grenzwert für die Wochenarbeitszeit zu ermitteln, nutzten Conway und ihre Kollegen univariate Testsysteme, mit denen der am besten passende Wert zwischen 36 und 65 Wochenstunden ermittelt wurde.

Fast jeder zweite Studienteilnehmer machte Angaben zu mindestens einer der drei vorgegebenen Kategorien.

Ab 52 Stunden wird es sehr riskant

Nach Anwendung eines speziellen statistischen Programms errechneten die Wissenschaftler einen Grenzwert von 52 Wochenstunden, ab dem das Risiko etwa für kardiovaskuläre Erkrankungen oder Krebs signifikant erhöht ist.

Sie waren überrascht, dass dieser Grenzwert ihren Berechnungen zufolge offenbar für alle drei vorgegebenen Parameter gleichermaßen gilt.

Im Vergleich zu Menschen mit 35 bis 51 Wochenarbeitsstunden waren das Risiko für einen schlechten Gesundheitszustand um 28 Prozent und das für kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs um 42 beziehungsweise 62 Prozent erhöht.

Diejenigen, die mindestens 52 Wochenarbeitsstunden angaben, waren vorrangig männlich, verheiratet, selbstständig und nicht traditionell etwa per regelmäßiges Gehalt entlohnt.

Die Autoren geben zu bedenken, dass sie für ihre Berechnungen keinen Korrekturparameter genutzt haben, sodass Verzerrungen des Ergebnisses durchaus möglich seien. Außerdem sei der Grenzwert von 52 Wochenarbeitsstunden nur ein erster Hinweis, der in künftigen Multivariatstudien überprüft werden müsse.

Mehr zum Thema

In der Sprechstunde

Risikokommunikation fördert kardiovaskuläre Prävention

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen