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Schizophrenie: Depot-Neuroleptika schon im frühen Stadium sinnvoll

Montag, 18. Januar 2016 – Autor:
Schon frühere Studien haben darauf hingewiesen, dass Depot-Neuroleptika die Rückfallrate bei Schizophrenie reduzieren können. Aktuelle Untersuchungen haben nun gezeigt, dass es schon nach der ersten Episode sinnvoll sein kann, die Depot-Spritzen zu geben.
Depot-Neuroleptika bei Schizophrenie

Mit den richtigen Medikamenten kann eine Schizophrenie erfolgreich behandelt werden

Schizophrenie-Patienten brechen ihre medikamentöse Therapie oft ab. Dadurch steigt aber das Risiko für einen Rückfall. Abhilfe können hier Depot-Präparate in Spritzenform schaffen. Doch obwohl dies seit langem bekannt ist, kommen die lang wirksamen Medikamente immer noch selten zum Einsatz. Viele Psychiater glauben offenbar, dass Depot-Neuroleptika nur bei besonders schlimmen Fällen von Schizophrenie angewendet werden sollten. Dass das nicht unbedingt stimmen muss, haben zwei aktuelle Publikationen gezeigt. Demnach kann es sogar sinnvoll sein, schon nach der ersten Schizophrenie-Episode ein Depot-Neuroleptikum zu geben.

Weniger Rückfälle mit Depot-Neuroleptikum

In einer Studie von Forschern um Dr. Kenneth Subotnik von der Universität in Los Angeles wurden 86 Patienten mit Schizophrenie oder verwandten Störungen nach der ersten psychotischen Episode mit Risperidon behandelt. Entweder erhielten sie das Medikament als tägliche Tablettendosis oder als Depot-Injektion alle zwei Wochen. Es zeigte sich, dass innerhalb eines Jahres 16 Patienten Rückfälle erlitten. Davon hatten nur zwei Probanden das Depot-Neuroleptikum erhalten, die anderen 14 Probanden hatten Tabletten eingenommen. Nach Angaben der Forscher war die Rückfallrate mit dem Depot-Neuroleptikum damit um 85 Prozent geringer als mit den Tabletten.

Das Depot-Neuroleptikum wurde auch besser vertragen als die orale Therapie; nur halb so oft beendeten die Patienten die Therapie wegen der Nebenwirkungen. Allerdings war der Unterschied nicht sehr hoch. In der Gruppe mit dem Depot-Neuroleptikum brach auch nur ein Patient die Therapie wegen mangelnder Wirksamkeit ab, in der Tabletten-Gruppe waren es sieben Probanden. Ein großer Teil der Unterschiede zwischen den beiden Gruppen ist nach Auffassung der Studienautoren darauf zurückzuführen, dass viele der Patienten mit oraler Therapie ihre Tabletten nur unregelmäßig einnahmen. Dies konnte anhand von Bluttests, Pillenzählen oder anderen Monitoringsystemen festgestellt werden.

Schizophrenie kann stabilisiert werden

In einer anderen Studie wurde das Medikament Paliperidon in einer Formulierung getestet, die nur noch alle drei Monate in den Muskel gespritzt werden muss. An der Studie von Forschern um Dr. Jorris Berwaerts von Janssen Research & Development in Titusville hatten über 300 Patienten teilgenommen; im Durchschnitt waren die Patienten seit zehn Jahren an einer Schizophrenie erkrankt. Mit dem Depot-Neuroleptikum kam es bei neun Prozent der Patienten zu einem Rückfall, unter Placebo waren es 29 Prozent. Auch wenn der Vergleich hier nur zu Placebo durchgeführt wurde und somit nicht die Wirksamkeit von Tabletten getestet wurde, liefert auch diese Studie Hinweise darauf, dass ein Depot-Neuroleptikum Schizophrenie-Patienten mit nur wenigen Injektionen im Jahr zuverlässig stabilisieren kann.

Foto: © Gina Sanders - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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