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Lesung in LeverkusenTobi Katze schreibt über seine Depression

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Aus seinem Buch „Morgen ist leider auch noch ein Tag" las Tobi Katze, hier mit Rita Apke und Gabriele Dinkhoff-Awiszus (l.) bei der zur Auftaktveranstaltung des Bündnis gegen Depression

Aus seinem Buch „Morgen ist leider auch noch ein Tag" las Tobi Katze, hier mit Rita Apke und Gabriele Dinkhoff-Awiszus (l.) bei der zur Auftaktveranstaltung des Bündnis gegen Depression

Leverkusen – „Ich fühle mich scheiße, weil ich nicht aufstehen kann. Und ich kann nicht aufstehen, weil ich mich scheiße fühle“, beschreibt Tobi Katze in seinem Bestseller „Morgen ist leider auch noch ein Tag“, wie er gelernt hat, mit seiner Depression zu leben. „Gleichzeitig versuche ich zu lachen, nicht aufzufallen. Denn darum geht es doch. Nicht auffallen, funktionieren, normal sein – zumindest nach außen, auch wenn innen drin eigentlich Chaos herrscht. Mit einem soll bloß nichts verkehrt sein“, erklärt Katze den eigenen Zwiespalt.

Bündnis gegen Depression veranstaltet Woche der seelischen Gesundheit

In Anlehnung an die Woche der seelischen Gesundheit hatte das Bündnis gegen Depression zu der Lesung von Tobi Katze im Forum eingeladen. „Depressionen sind eigentlich immer noch ein Tabuthema. Dabei erkranken mindestens 20 Prozent aller Erwachsenen mindestens einmal im Leben an einer Depression“, eröffnete Daniela Mühlhaus von Radio Leverkusen die Auftaktveranstaltung. „Betroffene ernten entweder kritische Blicke oder es wird abgetan. Nach dem Motto: ach ja, das habe ich auch manchmal, dann gehe ich spazieren, und mir geht es wieder dufte“, erläuterte sie weiter.

Die Initiative ist Mitglied im nationalen Bündnis gegen Depression und vereint unterschiedliche Leverkusener Einrichtungen, die für die Behandlung psychisch kranker Menschen zuständig sind. Die Schirmherrschaft hat Uwe Richrath inne. Das Bündnis hat sich zum Ziel gesetzt, über das Krankheitsbild der Depression aufzuklären und zu informieren. „Wir wollen Vorurteile abbauen, sowohl bei Betroffenen als auch deren Angehörigen. Im Zuge des Germanwings-Absturz zum Beispiel wurde lange über ein Berufsverbot gesprochen, was völliger Unsinn ist und zeigt, wie viel Unwissen herrscht“, erklärte Gabriele Dunkowitsch vom Leverkusener Bündnis.

Auf humoristische Weise Depression erklären

„Mir geht es schlecht – nicht körperlich, psychisch, erkläre ich dem Hausarzt. Daraufhin steckt er mir ein Fieberthermometer in den Mund und legt mir nahe, einen Psychologen aufzusuchen. Das ist quasi so, als würde man einem Menschen mit gebrochenen Beinen sagen, geh doch mal zwei Straßen weiter zum Krankenhaus, fahren kann ich dich leider nicht“, bringt Katze den Leverkusenern die Problematik näher. Die Initiative will genau solchen Schwierigkeiten entgegenwirken. „Wir haben viele Pläne und sind voller Ideen. Hausärzte, Seelsorger, vielleicht auch Personal- oder Betriebsräte müssen geschult werden. Wir wollen Workshops anbieten, wo auch mal gelacht werden soll, nicht alles immer so unglaublich ernst sein muss“, erklärte Mechthild Albert, stellvertretende Geschäftsführerin der Initiative.

Ab 2017 sollen Psychotherapeuten offene Sprechstunde haben

Auch Psychologen sollen zukünftig besser zu erreichen sein. „Ab April 2017 sollen psychotherapeutische Praxen pro Woche 2,5 Stunden telefonisch erreichbar sein und darüber hinaus feste Sprechstunden anbieten“, machte Jachatz vom Leverkusener Bündnis Betroffenen Mut. So war für Katze der Moment der Diagnose unfassbar befreiend. Endlich konnte er benennen, was er hatte, beschreibt er in dem Kapitel „Endlich Verrückt“.

Auch im Forum waren zahlreiche Leverkusener Betroffene und Angehörige erschienen, um Katzes Worten zu lauschen. Dieser schafft es die Gefühlswelt eines Erkrankten mal ernst, mal bissig und mit unglaublich viel Humor präzise auf den Punkt zu bringen.

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