Privatpatienten bezahlen ihre Arztrechnungen in der Regel im Voraus und holen sich das Geld später von ihrer Krankenkasse. Dieses Prinzip will Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) künftig auch für die gesetzliche Krankenversicherung attraktiver machen, wie er der Financial Times Deutschland sagte . Zwar sind solche Kostenerstattungsmodelle für gesetzlich Versicherte längst möglich, der Zeitung zufolge greifen aber gerade mal 0,2 Prozent der 72 Millionen Kassenpatienten darauf zurück.

Rösler meint zu wissen, woran das liegen kann. Heute müssten sich gesetzlich Versicherte auf Jahre an einen Tarif mit Kostenerstattung binden und obendrein empfindliche Einbußen hinnehmen, sagte der Minister. "Das war eine bewusste politische Entscheidung, die unter SPD-Ägide getroffen wurde, um Erstattungstarife möglichst unattraktiv zu machen. Diese Nachteile wollen wir beseitigen", kündigte er an.

Konkret will Rösler die Bindungsfrist von drei Jahren abschaffen und den Wechsel zwischen den Tarifen flexibilisieren. Außerdem sollen die Kassen künftig nicht mehr nur 90 Prozent der Arztrechnung erstatten, sondern den vollen Betrag. Ob ein Versicherter aber überhaupt die Vorkasse wählt, soll ihm auch künftig freigestellt bleiben. Die Änderungen sollten möglichst in die geplante Finanzreform für gesetzliche Kassen eingebaut werden.

Zudem forderte der Minister die gesetzlichen (GKV) und privaten Krankenversicherer (PKV) zu mehr Zusammenarbeit auf. Er stellte die jahrzehntelang bestehenden Grenzen zwischen beiden Systemen infrage. Langfristig sollten PKV und GKV nach seinem Willen sogar komplett durchlässig werden: "Wo sich die Menschen versichern, bei welchem Unternehmen, mit welcher Rechtsform und zu welchen Konditionen, sollte auf lange Sicht Sache des Versicherten sein, der selbst weiß, was die beste Wahl für ihn ist."

Allerdings gestand Rösler ein, dieses Ziel sei nicht einmal unter Schwarz-Gelb in dieser Legislaturperiode umsetzbar. Leitlinie bleibe für ihn aber das FDP-Modell aus dem Wahlkampf 2009. "Die reine Lehre der FDP sieht so aus, dass wir die heutige Versicherungspflicht abschaffen und jeden Menschen verpflichten, sich zu einem Basisschutz bei egal welchem Versicherungsunternehmen zu versichern", sagte Rösler.