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Prävention Wellness à la AOK

Weil vorbeugen besser ist als behandeln, zahlen viele Krankenkassen großzügige Zuschüsse zu so genannten Präventionsreisen - mit vielfältigen Wellness- und Aktivangeboten auf Kassenkosten.
Von Helene Endres

Die salzige Luft pustet frisch in die Lunge, die Sonnenstrahlen wärmen sanft. Mit jedem Schritt werden die anfangs recht holprigen Bewegungen geschmeidiger, der Körper richtet sich auf. Die Bewegung tut gut. So fühlt es sich an, das Nordic Walking am kilometerlangen Sandstrand von Sankt Peter-Ording. Anschließend geht es ins Vier-Sterne-Hotel, rein in den Whirlpool auf der Dachterrasse mit Blick aufs Meer. Stressgefühle bleiben im Wasser zurück. Am nächsten Tag Yoga, Sauna, tiefer Schlaf. Nach vier solchen Tagen fühlt man sich Jahre jünger und fit wie lange nicht mehr.

Ein Herzinfarkt kann das 100-fache eines Präventionskurses kosten

Das finden auch die gesetzlichen Krankenkassen toll - und unterstützen den gesundheitsfördernden Aufenthalt am Meer großzügig. Prävention nennt sich das und ist der neue Trend. Denn es ist sinnvoller, die Versicherten beim Anti-Stress-Training zu unterstützen oder sie zur Bewegungsschulung durch die Dünen holpern zu lassen, als erst zu reagieren, wenn Stress und Bewegungsmangel schon Beschwerden verursachen. Sinnvoller für die Menschen - und die Kasse: Ein Herzinfarkt kann das 100-fache eines Präventionskurses kosten. Und: Die Deutschen achten immer mehr auf Zusatzleistungen, wenn sie sich für eine Krankenkasse entscheiden.

Denn derartige Angebote bedeuten für die Versicherten oft bares Geld: So kostet beispielsweise das verlängerte Wochenende in St. Peter-Ording (drei Übernachtungen, Halbpension, zwei Präventionskurse) nur 59 Euro - dank 150 Euro Krankenkassenzuschuss und Spezialtarifen für die Kassen. Und im Vier-Sterne-Haus in Bad Salzschlirf, einem Mineral- und Moorheilbad im Mittelgebirge, gibt es vier Gesundheitstage für 75 Euro. Wirbelsäulengymnastik und Ernährungsberatung inklusive.

"Diese beiden Hotels sind die beliebtesten bei uns im Programm, es geht eben ganz viel über den Preis", sagt Ulrich Bader vom Reiseanbieter BS Gesundheit & Reisen. Das Unternehmen stellt gezielt Wellness- und Aktivprogramme für Krankenkassen zusammen. Damit die Angebote gefördert werden, müssen sie gesetzlich vorgegebene Standards erfüllen: Die Kurse werden nur von ausgebildeten Trainern geleitet, und jeder Teilnehmer muss an mindestens 80 Prozent des Seminars teilnehmen. Und: Laut Paragraf 20 Sozialgesetzbuch V dürfen nur Kurse zu Bewegungs- und Ernährungsschulung, Sucht- und Stressprävention unterstützt werden.

Überweisung nicht nötig

Wichtig ist auch die Abgrenzung zu Reha- oder Kuraufenthalten: Die Kurse richten sich an gesunde Mitglieder, die freiwillig etwas für sich tun wollen. Krankenschein oder Überweisung brauchen die Versicherten dafür nicht. Inzwischen bieten fast alle gesetzlichen Krankenkassen an, Präventionskurse finanziell zu unterstützen. Dabei tragen sie mit ihren Wellness-Angeboten auch den gestiegenen Ansprüchen Rechnung: Während man früher den Rückenkurs der örtlichen Volkshochschule besuchte und die Belege anschließend bei der Kasse einreichte, locken heute der Charme einer kalten Schulturnhalle und unflexible Zeiten niemanden mehr hinter dem Ofen hervor.

"Wir wenden uns mit unseren Kompaktkursen besonders an Berufstätige. Bei denen ist die Trägheit nicht so groß, wenn sie sich im Block fit machen können. Idealerweise machen sie die Übungen zu Hause dann selbst weiter", sagt Christine Richter, Sprecherin des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen.

Glückshormone auf Kassenkosten

Manche Kassen haben direkte Verträge mit Reiseveranstaltern abgeschlossen: DAK und KKH arbeiten mit der Tui zusammen, bei den Anbietern Dr. Holiday und BS Gesundheit & Reisen können Versicherte der TK, GEK, HZK oder KEH direkt buchen - ihr Reisepreis wird automatisch um 150 Euro verringert. Mitglieder von AOK oder verschiedenen BKKs sollten sich vorher erkundigen, welche Angebote bezuschusst werden. Sie müssen den Reisepreis in der Regel vorstrecken und bekommen den vereinbarten Betrag bei Vorlage einer Teilnahmebestätigung erstattet.

"Jede Kasse hat die Möglichkeit, in ihrer Satzung festzuschreiben, inwieweit sie die gesetzlich zugelassenen Gesundheitskurse bezuschusst", so Christine Richter. "Wenn die Qualität stimmt, gibt es in der Regel auch einen Zuschuss, der meist etwa 80 Prozent der Kurskosten abdeckt." Dafür muss man allerdings auch ordentlich trainieren: zehn Schulstunden in vier Tagen. Doch wenn am leeren Strand der Morgenwind in die Haare fährt und die Walking-Stöcke im weichen Boden versinken, ist man dankbar, dass der Trainer beim Aufstehen keine Gnade kennt. Und es Glückshormone auf Kassenkosten gibt.

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