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Gesundheitswesen: Die Schreckensbilanz der Ulla Schmidt
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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Bundesgesundheitsministerin zu Krankenkassendefizit
dpa Bild 1/15 - „Dass es schwierig würde, habe ich schon gedacht. Aber es war vielleicht ein bisschen schwieriger als gedacht.“ Ulla Schmidt im Oktober 2006 über die Verhandlungen mit der Union über die Gesundheitsreform.
Ulla Schmidt redet im Bundestag
dpa Bild 2/15 - „Wenn die Kassen dieselbe Energie, mit der sie eine Kampagne gegen die Gesundheitsreform anzetteln, zugunsten der Versicherten einsetzen würden, wäre viel gewonnen.“ Ulla Schmidt im August 2006.
Ulla Schmidt spendet Blut
dpa Bild 5/15 - Aderlass in Aachen: „Ich möchte nicht, dass wir künftig aus Kostengründen Blutprodukte verschiedener Klassen haben, eine Klasse mit mehr, die andere mit weniger Sicherheit“, sagte Ulla Schmidt bereits im Jahr 2001.
Gemeinsam gegen Drogen - Schmidt bei RTL-Serie
dpa Bild 6/15 - „Ich bin überzeugt, dass alle Beteiligten mit dieser Reform in einigen Jahren selbstverständlich umgehen werden“, sagte Schmidt 2006 in einem Interview. Bis es so weit ist, vertreibt sie sich die Zeit, wie hier am Set der TV-Serie „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“.
Auftakt Aktionswoche Bewegter Harz
dpa Bild 7/15 - „Auch ein 80-Jähriger soll eine neue Hüfte bekommen, wenn das sein Leben besser macht.“ Schmidt, die sich aktiv für den Breitensport starkmacht, in einem Interview im September 2006.
Ulla Schmidt bei AWD.pharma Dresden
dpa Bild 8/15 - Ulla Schmidt informiert sich nicht nur bei der Pharmaindustrie über den medizinischen Fortschritt. In einem Interview im März 2008 bekannte sie: „Heute ist eine Herztransplantation fast schon Alltag. Mit einer Geiz-ist-geil-Mentalität ist das nicht zu finanzieren.“
SPD-Präsidium Schmidt Beck
dpa Bild 10/15 - Nach anstrengenden Sitzungstagen sehnt sich die Ministerin oft nach etwas Nähe. Dann heißt es: kuscheln mit Kurt (Beck). Dazu Schmidt im März 2008: „Wenn jeder für sich alleine sorgt, das hat nichts mit Solidarität zu tun."
Nationaler Aktionsplan Ernährung
dpa Bild 11/15 - "Willst Du mit mir gehen?“ Für Horst Seehofer war es eine „der schöneren Nächte“ seines Lebens, als er 2003 den Kompromiss zu einer parteiübergreifenden Gesundheitsreform mit Ulla Schmidt bekannt gab.
Kabinettssitzung - Schmidt, Gabriel
dpa Bild 12/15 - Zärtliche Genossen. Ex-Umweltminister Sigmar wird von Parteikollegin Schmidt spontan zum Pflegestützpunkt umfunktioniert. „Es ist wichtig, dass die Menschen ein auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmtes Angebot der Betreuung finden“, sagte die Ministerin im Juni 2008.
Bundestag - Müntefering und Schmidt
dpa Bild 14/15 - Selten kriegt die Ministerin so viel positive Rückendeckung wie beim hochkarätigen Händchenhalten im Bundestag. Schade. „Das System, wo Menschen für Menschen stehen, ist schließlich das nachhaltigste und stabilste“ (Schmidt im Oktober 2008).
SPD-Präsidium
dpa Bild 15/15 - "16 bis 24 Milliarden Euro aus Steuermitteln – das ist der Spielraum, über den wir für das Gesundheitswesen reden“, sagte Schmidt im Juni 2006. Und damit die Erfolgschancen besser werden, geht sie auch gleich auf Tuchfühlung mit Finanzminister Steinbrück. Dem scheints zu gefallen.
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  • FOCUS-online-Autorin

Nie hat eine Gesundheitsministerin ihre Macht so effizient genutzt wie sie: Das System, das Ulla Schmidt erschaffen hat, wird Deutschland noch lange Kummer bereiten.

Wunder gibt es immer wieder. Ulla Schmidt, dienstälteste Sozialministerin Europas, kampferprobte Klassenkämpferin im Dienste der Gerechtigkeit und Hassfigur diverser mächtiger Lobby-Gruppen, gibt sich geschlagen. Die Ungereimtheiten über ihre S-Klasse haben gereicht, um die einstige Vorzeigeministerin kaltzustellen. Der sicher geglaubte Platz im Schattenkabinett von Frank-Walter Steinmeier ist futsch – es droht der Abstieg in die politische Bedeutungslosigkeit.

In die Häme, die Schmidt derzeit entgegenschlägt, mischt sich allerdings eine gute Portion Fassungslosigkeit. Ausgerechnet sie, die Unkaputtbare, soll über eine Sommerloch-Affäre stolpern? Eine Frau, an der die härtesten Lobbyisten verzweifelten – zu Fall gebracht von ein paar spanischen Autodieben? Das hätte niemand erwartet.

Erstaunliche Wendung


Viele Entscheidungen, die Ulla Schmidt als Ministerin getroffen hat, sind wesentlich problematischer als die private Nutzung ihres Dienstwagens. Entsprechend ist ihre achtjährige Amtszeit geprägt von Anfeindungen, Rücktrittspekulationen und sogar Morddrohungen. Geschadet hat ihr nichts davon. Im Gegenteil. Kurz nach ihrem Amtsantritt 2001 noch als „die Frau mit dem gewissen Nichts“ bespöttelt, avancierte Schmidt bereits im folgenden Jahr zur Superministerin für Rente und Gesundheit – und schaffte es selbst in der großen Koalition, ihren Posten zu verteidigen.

Dabei war der Aufstieg der gelernten Sonderschullehrerin alles andere als geradlinig: In den siebziger Jahren ließ sich Ulla Schmidt noch als Bundestagskandidatin des Kommunistischen Bunds Westdeutschlands aufstellen. Sie stand unter konstanter Bewachung des Verfassungsschutzes, galt als potenzielle Staatsfeindin. Entsprechend spät entdeckte sie ihr Interesse für die Sozialdemokratie: Im stolzen Alter von 34 Jahren trat sie der SPD bei und engagierte sich fortan für das, was sie bis dahin bekämpft hatte.


Verleugnen konnte sie ihre politischen Wurzeln allerdings zu keiner Zeit. Kaum eine Politikerin hat das Hohelied der Solidarität so unermüdlich gesungen wie sie. Aus ihren Sympathien für das Gesundheitssystem der DDR hat sie nie einen Hehl gemacht und gegen die Privilegien der Privatpatienten agitierte sie mit so unerbittlicher Härte, als wäre das Ende dieses Wirtschaftszweiges eine persönliche Genugtuung für sie.

Unbeirrbare Überzeugungstäterin


Das Sendungsbewusstsein und die Konsequenz, mit der die gebürtige Aachenerin ihre Ziele verfolgte, nötigt selbst ihren schärfsten Gegnern Respekt ab – und davon gibt es reichlich. Ulla Schmidt hat es verstanden, ganze Industriezweige gegen sich aufzubringen, ihre Sympathiewerte bei Ärzten und Apothekern dürften kaum noch messbar sein und auch bei vielen Bürgern avancierte die Politikerin über die Jahre zum Feindbild Nummer eins. Deutschland verdankt ihr neben der Einführung der Praxisgebühr auch zahllose Ärzteproteste, massive Einschnitte bei den Leistungen der Krankenkassen und Beiträge auf Rekordniveau. Für eine ihrer Gesundheitsreformen bekam sie sogar eine Reitpeitsche geschenkt, die sie, nicht ohne Stolz, in ihrem Büro zur Schau stellte.

Beirren ließ sich Schmidt allerdings weder von solch kleinen Spitzen, noch von großen Anfeindungen. Im Gegenteil. Über die Jahre baute sie ihr Ministerium konsequent zur zentralen Schaltstelle sozialdemokratischer Gesundheitspolitik aus. Sie brach die Macht der Kassenverbände, beschnitt die Rechte der Kassenärzte und diktierte den Pharmaverbänden, wie viel Geld sie verdienen dürfen. Nie hatte eine Bundesgesundheitsministerin mehr Macht als Ulla Schmidt. Freunde gewinnt man auf diese Weise nicht.

Und doch macht sich angesichts ihres drohenden Rückzuges so etwas wie Wehmut breit. Sollte sich die ewig lächelnde Ministerin endgültig aus der Politik verabschieden, hätte Deutschland eines seiner liebsten Feindbilder verloren. Wer auch immer nach der Bundestagswahl in ihre Fußstapfen tritt: Den Status einer Ulla Schmidt wird sich der Neuling hart erarbeiten müssen.
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